FATecke
Die FATecke ist eine Ausstellungsplattform im Buchsalon des KOSMOS (Zürich), wo FATart-Kunstschaffenden ihre Arbeiten während drei Monaten vorstellen und ausstellen können.
[FATecke] #12 Michèle Scaramuzza: PLEASE SEND ME A KISS
6.5.2022 bis 17.7.2022
scaramuzza.ch @scaramuzza7
Foto: Collage der Kuss-Serie, Michèle Scaramuzza
Meet the Artist > FATrendezvous vom 30.06.2022
Gespräch zwischen der Künstlerin und Martina Venanzoni, kuratorische Leiterin FATart
Wo? Kosmos Buchsalon, Lagerstrasse 104, 8004 Zürich
Wann? 18.00 Uhr
Michèle Scaramuzza: PLEASE SEND ME A KISS
Ob bei Rodin, Klimt oder Munch – das Motiv des Kusses strotzt nur so vor künstlerischer und kultureller Bedeutung. Mit Beginn der 60er-Jahre legte der Kuss auch an feministischer Symbolik zu. Seit den Anfängen der Menschheit zählt der Kuss als Kommunikationsmittel, Liebesausdruck, und höchst politisierter Akt zu einer der universellsten und bedeutungsvollsten Gesten.
Umso einschneidender waren somit die plötzliche Umdeutung und Verbannung von zwischenmenschlicher Nähe mit Beginn der Pandemie. Gesichter verschwanden hinter Masken, Berührung wurde zum Gesundheitsrisiko – ein Kuss zum absoluten No-Go.
Inspiriert von diesem gesellschaftlichen Wandel wandte sich Michèle Scaramuzza mit ihrer neuesten Bildserie ausschliesslich dem Kuss als Geste zu. Aufgrund des Mangels an zwischenmenschlichem Kontakt und Intimität kontaktierte die Künstlerin Familie und Freunde, um nach einem Selfie-Kuss zu fragen. Die zahlreichen Fotos dienten Scaramuzza dann als Vorlage für die Kiss-Serie. Sowohl Scaramuzzas Ausschnittwahl, wie auch Materialität und Stil dienen als konzeptuelle Mittel. Die Aquarellmalerei lässt Konturen verfliessen – die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit des Kusses wird untermalt.
Die Kuss-Serie wurde mit Anfang der Pandemie ins Leben gerufen, wobei sich die Künstlerin schnell der Verwandlungskraft der Fotografie sowie ihres eignen Pinsels bewusst wurde. „Auf dem Papier wirkt der Kuss ganz flüchtig, fast unbedeutend.“ Trotz des naturalistischen Stils, wirken Scaramuzzas Küsse tatsächlich abstrahiert, beinahe zweckentfremdet und absurd. Als Momentaufnahme ohne Kontext illustrieren die Werke die Geltung von persönlichem Verhältnis sowie kultureller und politischer Bedeutung des Kusses.
Vergänglichkeit und Transzendenz sind stetige Themen in Scaramuzzas Werk. Die gebürtige Schweizerin befasst sich mit dem Leben, der Liebe, dem Tod und schliesslich dem zentralen Einfluss sozialer und politischer Umstände. Geprägt werden Individuen in erster Linie von ihrem gesellschaftlichen Umfeld. Die Politisierung des Lebens ist somit ein wesentlicher Bestandteil unserer Selbstwahrnehmung und unseres Daseins – eine Realität die für Scaramuzza durch die Pandemie erneut veranschaulicht wurde. Die globale Krise verdeutlichte soziale Ungleichheiten worauf drängende Fragen bezüglich Zugang und Recht aufgeworfen wurden.
Wer darf wen küssen? Wann? Und wo?
Nach drei Jahren Pandemie und einem baldigen Ende in Sicht, wagt Scaramuzza einen Blick zurück – der Kosmos in Zürich berstet vor Aktualität und kultureller Relevanz.
Zu sehen ist Scaramuzzas Ausstellung vom 06.05.22 bis zum 17.07.22 im Kosmos Buchsalon Zürich.
Text: Maja Renfer
Künstler:innen, die bisher in der FATecke ausgestellt haben:
[FATecke] #12 – Text-Tiles: Mikroaggressionen und Interventionen – Mark Damon Harvey
16.4 bis 6.5.2022
[FATecke] #11 – FRAUEN Zählen – Elisabeth Eberle & Studierende der HSLU
14.01 bis 17.04.2022
[FATecke] #10 – Immer Meer – Noëlle Berg
19.09.2021 bis 11.01.2022
[FATecke] #09 – Mara Mars
23.06 bis 19.09.2021
[FATecke] #08 – Cath Brophy
23.11.2020 bis 22.03.2021
[FATecke] #07 – Karin Schuh
24.08 bis 22.11.2020
[FATecke] #06 – Claire Linder
24.02 bis 24.08.2020
[FATecke] #05 – Magdalena Suter
25.11.2019 bis 24.02.2020
[FATecke] #04 – Ana Pantoja & Viviana Gonzalez
30.09 bis 25.11.2019
[FATecke] #03 – Yvon baumann
24.06 bis 29.09.2019
[FATecke] #02 – Eliane Zinner
22.04 bis 23.06.2019
[FATecke] #01 – Ursina Gabriela Roesch
20.02 bis 21.04.2019

