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Bericht der 4. FATart Art Fair 2021 Schaffhausen, Schweiz

  • Autorenbild: FATart
    FATart
  • 27. Sept. 2021
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Apr. 2022


Ausstellungsansicht 4. FATart Art Fair 2021. (Arbeiten v.l.n.r.) Michèle Scaramuzza, Myrian Gauderon, Christine Lauebli, Miriam Siragusa, Alexandra Weidmann, Arina Antonova, Myriam Gauderon

EIN EINZIGARTIGES PROJEKT MIT ZEITGENÖSSISCHER DRINGLICHKEIT: Die FATart Art Fair fand vom 10. - 12. September 2021 auf der 2. und 3. Etage der Kammgarn West in Schaffhausen statt. Die vierte Edition der Kunstmesse und Ausstellungsplattform öffnete ihre Pforten mit einer Vielzahl von 100 zeitgenössischen Künstlerinnen und nicht-binären Kunstschaffenden die eine ebenso vielfältige wie faszinierende Auswahl an Werken vorstellten. Für diese vierte Ausgabe wurde die Messe noch internationaler, denn die Kunstschaffenden reisten nicht nur aus der ganzen Schweiz, sondern auch aus Paris, Berlin, Mallorca, Istanbul, Köln, Stockholm, Seoul und Dakar an. Dank dem Jahr für Jahr wachsenden Vertrauen für unser Projekt gewann die FATart Art Fair auch dieses Mal deutlich an Einfluss, Ansehen und Relevanz. Während die erste Ausgabe der Kunstmesse 50 hauptsächlich lokale Kunstschaffenden versammelte, ist diese vierte Ausgabe entschieden kosmopolitischer und bietet den Werken von 100 Kunstschaffenden eine Plattform. Während drei Tagen wurden in den ehemaligen ‚Hallen für Neue Kunst’ fotografische Arbeiten, Gemälde, Mixed Media, Klangobjekte, Skulpturen, Zeichnungen, Installationen, Videos und Performances präsentiert. Unter all diesen Medien liess sich ein ebenso weitreichendes Feld künstlerischer Bewegungen feststellen, darunter Art Brut, digitale Ästhetik, Neo-Expressionismus, Minimalismus, Konzeptkunst, Neo-Kubismus, queerfeministische Ästhetik, Realismus und Neo-Pop-Art. Eine stilistische sowie konzeptuelle Vielfalt mit zeitgenössischer Relevanz, die das hohe Niveau der Kunstschaffenden und die Qualität ihrer Werke aufzeigte. Lassen Sie sich von den Fotos der Kunstmesse selber begeistern.

Ausstellungsansicht 4. FATart Art Fair 2021. (Arbeiten v.l.n.r.) Eva Oertli, Zoja Brülisauer, Birgit Krins-Gudat, Edith S. Ambühl, Nathalie Diserens und Catherine Kirchhoff. Foto: Irem Güngez

EIN INFORMATIVES UND INTERAKTIVES RAHMENPROGRAMM: Zudem präsentierte FATart während des Wochenendes auch ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit zwei Panelgesprächen und einer Präsentation, welche allesamt beabsichtigten, die momentane Situation von Frauen in der Kunst zu erörtern. Eingeladen wurden Expertinnen und Künstlerinnen aus den Fachbereichen Gender Studies, Kunstgeschichte, Literatur und Visuelle Kunst. Jede Veranstaltung regte zur Diskussion mit dem Publikum, welche sogleich die Erzeugung von gesellschaftlichem Mehrwert und neuen Ideen förderte.

4. FATart Art Fair Panelgespräch : Ursina Gabriela Roesch (links), Dr. Phil Baumgarten (rechts). Foto: Maja Renfer

Am Samstag um 13 Uhr kam es bereits zur ersten Paneldiskussion zwischen Dr. phil. Diana Baumgarten (wissenschaftliche Assistenz Universität Basel, Gender Studies) und Ursina Gabriela Roesch (Künstlerin und Projektleiterin FATart) über die Ergebnisse der Vorstudie „Geschlechterverhältnisse im Schweizer Kulturbetrieb“. Es wurde ersichtlich, wie stark der derzeitige Schweizer Kulturbetrieb von Ungleichheit und Diskriminierung auf Geschlechterebene geprägt ist. Spannend und aufschlussreich war nicht nur die Diskussion zwischen den zwei Expertinnen auf der Bühne sondern auch die Fragen und Bemerkungen aus dem Publikum.


4. FATart Art Fair Präsentation von Kristin T. Schnider (freie Autorin). Foto: Maja Renfer Am selben Abend wurde der rote Faden des Rahmenprogramms sogleich weitergeführt. Die freie Autorin Kristin T. Schnider sprach über ihre Perspektive als Autorin und erläuterte ihre persönlichen Erfahrungen in der Literaturwelt der 80er Jahre bis heute. In ihrer Präsentation ging sie Fragen nach Veränderungen, Fort- und Rückschritten bezüglich Identitäts-Kategorisierung nach und untersuchte zusammen mit dem Publikum den Einfluss von dieser Kategorisierung auf das künstlerische Schaffen, den «status quo» und auf mögliche Zukunftsperspektiven.


4. FATart Art Fair Panelgespräch : v.l.n.r. Pauline Della Bianca (kuratorische Leiterin), Angelica Tschachtli (Leiterin SIKART), Elisabeth Eberle (Künstlerin und Archivistin). Foto: Noëlle Berger.

Sonntags um 13h kam es zum letzten Panelgespräch mit Angelica Tschachtli (Leiterin SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz) und Elisabeth Eberle (Künstlerin und Archivistin). Angelica Tschachtli stellte zunächst das Lexikon SIKART sowie dessen Eintragskriterien vor und ging dabei speziell auf die Diskrepanz zwischen Einträgen zu Künstlerinnen und Einträgen zu dessen männlichen Kollegen ein. Elisabeth Eberle präsentierte im Gegenzug ihre elfjährige Archivarbeit ‘Frauen* Zählen’. Seit 2010 recherchiert, sammelt und analysiert sie den Kunstbetrieb hinsichtlich Frauenpräsenz in Ausstellungen, in Sammlungen oder auch in Gremium. Der Austausch war aufschlussreich und es wurden wichtige Punkte hervorgehoben: SIKART ist bereits heute bemüht die Eintragskriterien für Kunstschaffende anzupassen und erkennt die Dringlichkeit dieses Schrittes für die Zukunft des Lexikons. Gleichzeitig sollen auch Kunstschaffende aktiv werden und Informationen zu ihren Aktivitäten offener publizieren oder gleich direkt an SIKART schicken. Auch an diesem Panelgespräch beteiligte sich das Publikum aktiv. Es wurden klärende Fragen gestellt, die die Diskussion bereicherten. Abgesehen von den drei bereichernden Panelgesprächen wurde auch neben der Bühne zum Denken angeregt. Im Verlauf der ganzen drei Tage wurden von Seiten der Besuchenden sowie Kunstschaffenden Ideen ausgetauscht und Meinungen geäussert. Dieses Feedback wurde vom Team nicht nur dankbar angenommen, sondern hat auch zur Entfaltung der Kunstmesse beigetragen: Als Plattform für offenen Austausch, Unterstützung und Reflexion.

GEDANKENANREGENDE PERFORMANCES:

4. FATart Art Fair 2021 Performance "fragile" von Lyn Bentschik. (Arbeiten hinten v.l.n.r.) Eva Oertli, Zoja Brülisauer, Frauenzeug, Birgit Krins-Gudat, Catherine Kirchhoff. Foto: Irem Güngez Performances waren auch ein wichtiger Teil der Kunstmesse. Die Performance „fragile“ von Lyn Bentschik fand während allen drei Messetagen spontan, ohne vorbestimmte Zeiten statt. Ein Körper, eingepackt in Luftpolsterfolie, erschien im Raum und bewegte sich langsam durch die ganze Halle. Spannend war es zu sehen, wie unterschiedlich die Reaktionen des Publikums auf die Intervention ausfielen. Während sich einige Besuchende über den Anblick erfreuten und gar amüsierten, andere fasziniert das Handy zückten, gab es auch solche, die den Körper völlig ignorierten und eher als Ablenkung im Raum warnahmen. Die Toninstallation «Inside Absence» vom Atelier für Digitalstoffe konnte das Publikum am Samstag ab 14h erleben. Mit Hilfe von Kopfhörern und Smartphone gab es virtuell platzierte Soundblasen zu entdecken. Eine spannende und augenöffnende Installationsarbeit, die nur digital im Raum zu erfahren war.

BESUCHER*INNEN & KUNSTVERKAUF

Ausstellungsansicht 4. FATart Art Fair 2021. Künstlerin Barbara Duisberg im Gespräch. (Arbeiten v.l.n.r.) Barbara Duisberg, Sarah Richani. Foto: Irem Güngez Der größte Teil unseres Budgets wurde wie jedes Jahr für das Marketing ausgegeben. Obwohl viel Werbung gemacht wurde, lag die Zahl der Besuchenden unter unseren Erwartungen. Durch Gespräche mit mehreren Personen konnten wir schliesslich feststellen, dass dies grösstenteils mit der kurzfristige Einführung des Covid-Zertifikats zusammenhing. Viele Menschen äusserten, dass sie die Messe gerne besuchen würden, dies aber nicht mögliche wäre, weil ihre Mitmenschen oder gar sie selber kein Zertifikat hätten.

Obwohl wir dies natürlich bedauerten, waren wir gleichermassen froh, dass wir die FATart trotz der epidemiologischen Lage erfolgreich ausführen konnten. Zukünftig lässt sich somit nur auf eine schnellstmögliche Steigung der Impfungsrate hoffen, damit Menschen weiterhin am kulturellen Leben teilnehmen und sogleich auch unterstützen können. Die Besucherzahl entsprach zwar nicht ganz unseren Erwartungen, es wurden jedoch trotzdem zahlreiche Kunstwerke verkauft, Kontakte ausgetauscht und Aufträge generiert. Auch hier gab es viele positive Rückmeldungen. Die FATart Art Fair ist in erster Linie eine Ausstellungs- und Verkaufsmesse und bietet die nötigen Rahmenbedingungen für den Kunstverkauf von Künstlerinnen und nicht-binären Kunstschaffenden. FATart Art Fair (‚Fair’ in doppelter Hinsicht) verrechnet keine Prozentabgaben; es gehen 100% des Verkaufs an die Kunstschaffenden. Die Kunstschaffenden sind selbstständige Unternehmende. Es macht uns umso glücklicher zu hören, dass das Wochenende von den Kunstschaffenden zusätzlich als Raum für Austausch, Vermittlung, Feedback und Vernetzung genutzt wurde.


Ausstellungsansicht 4. FATart Art Fair 2021. Künstlerin Marianne C. Sané im Gespräch. (Arbeiten v.l.n.r.) Rahel Diethelm, Aylin Süer, Daniela Theiler, Marianne C. Sané. Foto: Irem Güngez
PRESSESPIEGEL:

Wir freuen uns, dass wir bereits viel Präsenz in den Medien erhalten haben:

«Kunst abseits des Patriarchats» – AZ, 16. September 2021 «Künstlerinnen in den Fokus rücken » – Radiot Munot, 12. September 2021 «Wo sind die Künstlerinnen?» – SRF Kultur, 11. September 2021

«Coming-out: Ich bin eine Künstlerin!» – Schaffhauser Nachrichten, 11. September 2021 «HÜT IM GSCHPRÖCH – Ursina Gabriela Roesch» – Schaffhauser Fernsehen, 9. September 2021 «FATart Fair» – Kunstbulletin, September 2021 Alle Artikel sind auf unserer Webseite zu finden: hier

Die Bloggerinnen an der 4. FATart Art Fair:

Hulda Zwingli: hier

Freya Sutter (auf Facebook)

Raw and Radical : Women in the Arts Podcast: hier


Ausstellungsansicht 4. FATart Art Fair 2021. (Arbeiten v.l.n.r.) Elisabeth Eberle und Maria Chaparro. Foto: Irem Güngez

UNTERSTÜTZUNG : Das FATart Team bedankt sich ganz herzlich für die grosszügige Unterstützung : Frauenzentrum Zürich Jakob und Emma Windler Stiftung Jubiläumsfonds Schaffhauser Kantonalbank Kanton und Stadt Schaffhausen Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung (für die Panelgespräche) SIG Gemeinnützige Stiftung Temperatio


Text: Pauline Della Bianca (kuratorische Leiterin) und Maja Renfer (kuratorische Assistentin)


Alle Bilder der 4. FATart Art Fair werden ab Ende Oktober auf die Website gestellt.

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