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FATart stellt Pauline Della Bianca, kuratorische Leiterin und Projektkoordinatorin, vor

Aktualisiert: 31. Aug. 2021


5 Fragen an ein Mitglied des FATart-Kernteams: Pauline Della Bianca


1- Wie hast du FATart kennengelernt?


Nachdem ich meinen Master in Kunstgeschichte in London mit einer Spezialisierung auf europäische feministische Kunst abgeschlossen hatte, beschloss ich, in mein Heimatland zurückzukehren. Ich wollte meinen Weg in der Schweizer Kunstwelt fortsetzen.


Ich suchte nach Vereinen und Institutionen, die sich explizit für Künstlerinnen engagieren und habe so FATart entdeckt. Ich habe Ursina kontaktiert, ein paar Tage später haben wir uns getroffen und seitdem lässt es mich nicht mehr los. Nach einem Jahr ehrenamtlicher Tätigkeit für den Verein habe ich seit April 2020 die grosse Freude und das Privileg, teilzeit als kuratorische Leiterin und Projektkoordinatorin angestellt zu sein.


2- Was ist deine Rolle bei FATart?


Nebst der kuratorischen und koordinatorische Leitung bringe ich mein Fachwissen als Kunsthistorikerin tatkräftig ein. Mit viel Herzblut habe ich es mich zur Aufgabe gemacht, Künstlerinnen die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die sie verdienen. Es gibt in der Kunstwelt so viele Künstlerinnen, die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen und das sollte sich sofort ändern. Dafür lese ich gerne feministische Kunstgeschichtsbücher; so kann ich die Theorie mit der Praxis zu verbinden.


3- Warum bist du eine Feministin?


Feminismus ist Teil meiner Identität. Ich komme ursprünglich aus dem Wallis und bin in einer katholischen Familie aufgewachsen, in der die Geschlechterverhältnisse vorgegeben waren. Der Feminismus ermöglichte es mir, einen kritischen Geist zu entwickeln, die Kraft, Solidarität und Werkzeuge zu finden, um die Religion, in der ich aufgewachsen bin, zu verlassen und mich stolz als lesbische Frau zu definieren. Feminismus ist keine Option in meinem Leben. Feminismus ist ein Werkzeugkasten, den jeder Mensch, ob männlich, weiblich oder nichtbinär, nutzen kann, um eine bessere Version seiner*ihrer selbst zu werden.


4- Was machst du, wenn du nicht für FATart arbeitest?


Ich bin eine Aktivistin für feministische, Klima- und LGBTQ+ Anliegen. Ich nehme regelmäßig an Demonstrationen teil. Die Energie, die frau auf der Strasse spürt, wenn eine Gruppe von Menschen für die gleiche Sache kämpft, ist unvergleichlich. Diese Treffen sind für mich ein wichtiger Ausgleich zu meiner Arbeit bei FATart, die oft hinter einem Computer und mit wenigen Kontakten stattfindet. Ausserdem betreibe ich seit sechs Jahren Roller Derby, eine Kontaktsportart auf Rollschuhen. Beim Roller Derby wählt alle Spieler*innen einen Roller Derby-Namen, meiner ist Katana. Informationen über mein Team findet frau auf Facebook auf der Seite "zurichcityrollerderby".


5- Wenn du einen Zauberstab für FLINT in der Kunst hättest - was würdest du dir wünschen?


Mein utopischer feministischer Wunsch ist, dass Gender obsolet wird; dass wir dieses soziale Konstrukt komplett dekonstruieren und es in unserer Gesellschaft und im Alltag keine Rolle mehr spielt. Allerdings werde ich diese Vision zu meinen Lebzeiten wahrscheinlich nicht mehr erleben. Und bis wir diese Utopie erreichen, ist Geschlecht eine Realität, die nicht ignoriert werden kann, da die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts auf der Binarität der Geschlechter beruht. In der Schweiz lagen die Einzelausstellungen von Künstlerinnen 2019 bei 15% (Swissinfo). Es ist kein Geheimnis, dass wir in einer sexistischen und patriarchalischen Gesellschaft leben. Aber ich bin die unbegründeten Ausreden leid, warum es weniger Künstlerinnen gibt. Museen, Kunstinstitutionen, Vereine, Off-Spaces, Galerien müssen mindestens 50% FLINT ausstellen. Auch die Kunstgeschichte muss unter Einbeziehung von FLINT neu geschrieben und immer wieder überarbeitet werden.

Bild ©Rolynn

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